Morgiana

Regisseur Juraj Herz war ein Holocaust-Überlebender und ein Außenseiter unter den tschechoslowakischen Nouvelle-Vague-Regisseur*innen, nicht zuletzt weil er als einer der wenigen kein Absolvent der berühmten Prager Filmhochschule FAMU war. Die Regierung legte ihm immer wieder Steine in Form von Arbeitsverboten in den Weg. Herz verwies darauf, dass es sich bei der Vorlage zu MORGIANA um das Werk eines russischen Autors handelte, und überzeugte damit offenbar die Machthabenden, die sich den fertigen Film allerdings sehr viel romantischer und weniger düster vorgestellt haben müssen. Herz selbst schien mit wenig Euphorie zu Werke zu gehen und sah in den Dreharbeiten offenbar vor allem eine Gelegenheit, das Regieführen nicht zu verlernen. Wie auch schon bei seinem Film THE CREMATOR macht Herz recht ausgiebig von einem Fisheye-Objektiv Gebrauch, dass er sich eigens aus Paris hatte kommen lassen. Niemand sonst besaß in der kommunistischen Tschechoslowakei ein solches Objektiv und in einem Interview räumte Herz später ein, dass er so euphorisch war, es zu besitzen, dass er seinen Einsatz möglicherweise ein wenig übertrieben hat. MORGIANA ist vielleicht nicht Herz‘ bester Film, aber sein audiovisueller Ideenreichtum vermag auch heute noch zu beeindrucken und Hauptdarstellerin Iva Janžurová liefert eine wirklich verblüffende Performance in einer Doppelrolle als die beiden Schwestern ab.